Cowboys in Rente
Mit
"New Twang" kontern Country-Musiker
von Carl Ludwig Reichert Aus der Münchner Abendzeitung v. 09.06.2000 Früher
war alles einfacher: Es gab Cowboys und Indianer und die
Die neue Musik aus der Country-Metropole Nashville rockt, rollt und schmalzt immer schlagerfabrikmäßiger. Spätestens seit populäre Gestalten wie Shania Twain oder Garth Brooks, der schon mal am Drahtseil in eine Arena einschwebt, das Geschäft des Hot New Country dominierten, herrschte Definitionsbedarf. Ein Schlauberger erfand auch gleich einen Oberbegriff für alles, was sich jenseits von Nashville abspielt, aber seine Wurzeln in der amerikanischen Folklore hat: Americana. Damit war zumindest einmal ein weites Feld eröffnet, auf dem sofort allerlei seltsame Pflänzchen blühten. Gruppen mit verwegenen Namen wie The Volo Bogtrotters, Billy Bacon And The Forbidden Pigs, The Red Dirt Rangers oder The Hickoids gewannen hier Heimatrecht . Allerdings
teilte man die Americana ganz schnell in viele neue
Eine gröbere Krempe hatte da schon der neue Hut des Insurgent Country. Diese Richtung, die Gruppen wie die Waco Brothers oder Pinetop Seven prägten, kam aus dem Umfeld der rührseligen Plattenfirma Bloodshot Records in Chicago und fand bald weitergehende Akzeptanz. Dabei spielten engagierte Radio-Macher in den USA, England, Skandinavien und Deutschland sowie das Internet ein nicht geringe Rolle. Es kamen außerdem Psychobilly und Punkgrass, Lo-Fi-Country, New Grass, Gothic Country und White Trash Parody, um nur einige zu nennen. Sie alle und noch mehr sind ausführlich beschrieben im Grundlagenwerk von David Goodman, betitelt "Modern Twang" (400 Seiten, 47.70 Mark über www.amazon.de). In dieser gründlich recherchierten Bibel des "Alternative Country", wie der Verfasser die Gesamtbewegung am liebsten nennt, findet sich so ziemlich alles, was sich seit der Outlaw-Bewegung der Siebzigerjahre einen Namen gemacht hat, also seit Willie Nelson, Waylon Jennings, David Allan Coe, Guy Clark, Jerry Jeff Walker, Johnny Paycheck oder Kinky Friedman. Wer in der logischen Wurzelsuche noch weiter zurückgehen will, wird bei den Americana fündig werden, die die ganze Tradition erfassen, auch Blues, Folk und frühen Rock seit Bob Dylan. Und wer versucht, sich über die aktuellen Entwicklungen zu nformieren, muss sogar schon wieder über Goodmans Buch hinaus vor allem das Internet befragen. Denn selbst hier fehlen neue Namen wie Ramsay Midwood oder die Tarbox Ramblers. Dafür sind Interpreten wie der Country-Gothvater Johnny Dowd oder die Grain-Belt-Rocker von Nadine vertreten und sogar die ,,Pornobillies", Buck Naked And The Bare Bottom Boys. Im Netz wird man fündig bei www.insurgentcountry.de. Seitenbetreiber
ist Hans Settler aus Marburg, ein großer Kenner der
Wer
immer sich in letzter Zeit verzweifelt gefragt hat, wo gute
Carl-Ludwig
Reichert
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